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Fotocredits: Frank Uijlenbroek / Worldsportpics

Porträt: Bundestrainer Damen Valentin Altenburg

„Ich weiß, wo ich hin will und es reizt mich die Wege dort hinzufinden"

10. April 2024

Ein Hamburger Jung - Valentin Altenburg ist deutscher Hockey-Bundestrainer der Damen und hat das Amt des Bundestrainers nach den Olympischen Spielen 2021 in Tokio übernommen. Bei der WM 2022 in Spanien und den Niederlanden führte er sein Team bei seinem ersten großen Turnier als Damen-Bundestrainer direkt ins Halbfinale und zum vierten Platz. Die Mannschaft hat sich unter dem 42-Jährigen sofort weiterentwickelt und konnte sich bei der Heim-EM in Mönchengladbach die Bronzemedaille sichern. Pünktlich zu seinem 10-jährigen Bundestrainer Jubiläum stehen 2024 stehen die Olympischen Spiele in Paris auf dem Programm, ein Turnier, an dem Altenburg 2016 als Bundestrainer der Männer teilnahm, das Halbfinale erreichte und am Ende die Bronzemedaille mit nach Hause nahm. Altenburg ist der Trainer, der den DHB so gut kennt, wie kein anderer. In den letzten 9 Jahren als Bundestrainer gewann er mit seinen Teams in 17 Turnieren 16 Medaillen. Unter anderem wurde Altenburg 4x Europameister, gewann Olympisches Edelmetall in Rio und wurde Vize-Weltmeister mit den Junioren.

Vom Tennis zum Hockey
Eigentlich wollte Valentin Altenburg beim UHC Hamburg nur Tennis spielen. Doch daraus wurde eine Hockey-Trainerkarriere: „Ich bin als Kind mit zehn Jahren zum UHC gewechselt, um Tennis zu spielen, weil der UHC eine sehr gute Tennisabteilung hat”, erzählt er. Altenburgs Mutter und Großmutter spielten beide in der Hockey-Bundesliga für den Club an der Alster und sahen in dem Wechsel zum UHC eine Chance mit dem Hockey anzufangen: „Im UHC habe ich Hockey kennengelernt und meine Eltern haben mich ein bisschen manipuliert, damit ich spiele. Als ich zum ersten Mal beim Hockey zugeschaut habe, habe ich gleich einen neuen Schläger bekommen”, berichtet Altenburg mit einem Lächeln. So begann der heutige Bundestrainer im Alter von 10 Jahren mit dem Hockeysport und legte ein paar Jahre später den Tennisschläger ganz beiseite. 

In der Jugend bereits Trainer
Beim UHC begann auch die Trainerkarriere von Valentin Altenburg. Als Jugendlicher hat er als Jugend-Co-Trainer angefangen. „Ich hatte damals selbst sehr gute Trainer. Von denen habe ich mir viel abgeschaut. Frank Hänel, Ralf Steikowski und Kais al Saadi waren damals als Spieler meine Trainer und von den Top-Trainern konnte ich mir für meine Arbeit als Jugendtrainer viel abgucken”, so der Hamburger. Altenburg merkte schnell, wie viel Spaß ihm das Trainieren macht und übernahm bald seine ersten eigenen Mannschaften beim UHC Hamburg. Der 42-Jährige erklärt im Gespräch, warum ihn das Trainersein direkt fasziniert hat: „Es ist anspruchsvoll und kostet Kraft, Mannschaften zu trainieren, wenn es einem keine Energie gibt. Auf den ersten Blick erscheint es gutes Geld zu sein, dass sich mit dem Trainieren von Hockeymannschaften verdienen lässt. Wenn der Funke aber nicht überspringt, ist das teuer erkauft. Die verbundene Anstrengung wird oft unterschätzt. Ich habe mir früh das Ziel gesetzt, erfolgreiche Mannschaften trainieren zu dürfen und habe das große Glück unglaublich viel durch das Trainieren und Coachen zurückzubekommen.”

Fotocredits: Frank Uijlenbroek / Worldsportpics

Ein erfolgreicher Abstecher nach Süddeutschland
Nach dem Abitur entschied sich Valentin Altenburg für ein Studium der Betriebswirtschaftslehre in Mannheim. Sofort bekam er Angebote als Jugendtrainer beim Mannheimer HC und beim TSV Mannheim. Er entschied sich für den TSV und trainierte dort die männliche A-Jugend, mit der er deutschlandweit Erfolge feierte. Seine Erfolge ließen die Konkurrenz aufhorchen und 2005 folgte der Wechsel zu den HTC Stuttgarter Kickers. Sein alter Trainer Frank Hänel fragte ihn, ob er nicht die erste Herrenmannschaft der Kickers, die damals in der Bundesliga spielte, trainieren wolle: „Damit fing das Trainerdasein richtig an”, erinnert sich der heutige Damen-Bundestrainer. Aus einem Jahr wurden schnell drei Jahre, auch weil Valentin Altenburg mit Spielern wie Björn Emmerling oder Sascha Reinelt gleich in der ersten Saison Deutscher Meister und im Jahr darauf Europapokalsieger wurde. 

Erfolge beim UHC und eine Pause vom Hockey
Nach seinem BWL-Diplom kehrte er 2008 in seine Heimatstadt zurück und übernahm gemeinsam mit dem heutigen DHB-Sportdirektor Martin Schultze die erste Herrenmannschaft des UHC Hamburg. Von 2008 bis 2011 gewann er drei Mal die EHL. Außerdem studierte er im Master „Business and Law” in Hamburg. Im Jahr 2011, nach Abschluss seines Masterstudiums, gab er das Traineramt vorerst auf und widmete sich einer Tätigkeit bei „Teach First Deutschland” und unterrichtete Schulklassen in Hamburger Brennpunktschulen.

Auf zu neuen Ufern beim DHB
Erst 2013 kehrte der 42-Jährige zum Hockey zurück und übernahm das Amt des Chef-Bundestrainers der männlichen Jugend beim Deutschen Hockey-Bund. „Das war damals mein Traumjob”, sagt Valentin Altenburg. Als Cheftrainer der männlichen Jugend war Valentin Altenburg für alle Nationalmannschaften von der U16 bis zur U21 verantwortlich. Er trainierte zudem die U21 als Headcoach. Parallel zum Amt des Jugendbundestrainers gewann Altenburg 2013 zusammen mit dem damaligen Damen-Bundestrainer Jamilon Mülders den Europameistertitel mit den deutschen Damen. 

“Von Jami habe ich richtig viel gelernt”, schwärmt Altenburg von der erfolgreichen Zusammenarbeit. 

„Plötzlich war ich Trainer einer der besten Mannschaften Europas, habe angefangen damit Geld zu verdienen und war die ganze Woche mit der Trainerarbeit beschäftigt. Das war eine richtig geile Zeit, obwohl es ganz anders hätte kommen können, als ich zu Beginn der Zusammenarbeit Björn Emmerling aus dem Training geworfen habe."

Valentin Altenburg

Ein historisches Drama in Rio
2016 übernahm Altenburg von Markus Weise die deutsche Herren-Nationalmannschaft. Das Ziel: Die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro. Mit diesem Team erlebte er die spannendsten Schlussphasen der deutschen Hockeygeschichte. Eine knappe Minute vor dem Abpfiff des olympischen Viertelfinales gegen Neuseeland lag das deutsche Herren-Team mit 1:2 zurück. Doch dann gab es eine Strafecke, die Moritz Fürste zum Ausgleich verwandelte. Nur wenige Sekunden später sollte die Krönung dieses Dramas folgen. Bei einem Konter spielte Timur Oruz mit drei Sekunden auf der Uhr den Ball in den neuseeländischen Schusskreis. Mit zwei Sekunden auf der Uhr tippte Florian Fuchs den Ball ins Tor. Deutschland stand im Halbfinale und alle Dämme brachen. Valentin Altenburg konnte es nicht fassen, stand mit der Hand vor dem Mund an der Seitenlinie, während seine Augen langsam feucht wurden. Einer der größten Momente der deutschen Hockeygeschichte. Das Team gewann anschließend die Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen. Altenburg setzte im Anschluss an die Olympische Spiele seien Tätigkeit als Chef-Nachwuchstrainer fort und gewann noch im selben Jahr die Bronze-Medaille bei der Weltmeisterschaft der Junioren. einige Jahre bei den Jugendmannschaften des DHB, bevor er 2022 die Danas übernahm. Die Erfolge des Damen-Bundestrainers sind dabei auch Ergebnis eines ganz besonderen Coaching-Stils.

Das Maximum mit seinen Teams erreichen
Denn der Hamburger Trainer verfolgt beim Coachen immer ein Ziel, das ihn auf allen Stationen, die er als Trainer durchlaufen hat, stets angetrieben hat: „Bis heute ist es mein Ziel, mit meiner Mannschaft die beste Mannschaft zu sein. Das heißt, in der Liga oder dem Turnier, in dem sich die Mannschaft befindet, ganz oben zu stehen. Das gleiche Ziel verfolgt Valentin Altenburg auch mit den DANAS in den kommenden Turnieren: „Ich arbeite daran, dass wir die Möglichkeiten, die wir als Mannschaft haben, dafür nutzen ganz oben  anzukommen.” 

Fotocredits: Frank Uijlenbroek / Worldsportpics

Gemeinsam mit der Mannschaft Lösungen finden
Doch wie will Valentin Altenburg das erreichen? Altenburg geht unvoreingenommen an jede neue Mannschaft ran. Presst das jeweilige Team nicht in vorgefertigte Konzepte. „Das Trainerbild, das viele haben, ist, dass der Trainer alles plant und immer weiß, was die Mannschaft grade braucht. Aber wenn wir ehrlich sind, woher soll ein Trainer wissen, was die Mannschaft braucht, um Europameister zu werden? Das muss aus der Mannschaft kommen. Ich bin ein absoluter Situationstrainer, der sich immer anpasst und nicht einer bestimmten Struktur folgt”, so Altenburg.

Auch bei den Olympischen Spielen 2024 wird Valentin Altenburg seine Fähigkeiten nutzen, um die DANAS nach ganz oben zu führen. Positionswechsel, taktische Variabilität und situatives Entscheiden sind inzwischen zur DANAS-Routine geworden. Eine Situationsmannschaft geführt von einem Situationstrainer. Eine Einheit die ihrem Bundestrainer spürbar ans Herz gewachsen ist. 

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