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Freund der EM

Handballikone Oliver Roggisch ist Freund der EuroHockey Championships 2023

10. June 2023

Wir stellen Euch die Freundinnen und Freunde der EuroHockey Championships 2023 vor. Ob Ex-Nationalspielerin oder Ex-Nationalspieler. Ob Fußball, Handball oder überhaupt kein Sport. Wir haben einige bekannte Gesichter für euch dabei. Im dritten Kurz-Interview lernt ihr Oliver „Olli" Roggisch kennen. Nationalspieler, Weltmeister und sportlicher Leiter der Rhein-Neckar Löwen.

Oliver, du kommst aus dem Handballsport. Wo und wann hattest du das erste Mal Kontakt zum Hockey?
Hockey ist bei uns Handballern bei Olympia natürlich immer präsent. Wenn beide Sportarten qualifiziert waren, gab es immer einen regen Austausch zwischen Hockeyspielern und Handballern. Wir haben früher auch viel zusammen gefeiert. Das war immer eine ganz gute Kombination, weil wir, glaube ich, auf einer Wellenlänge sind. Von daher war eigentlich alle vier Jahre bei Olympia immer ein Kontakt da. Und dann natürlich auch über meine Frau, die mit Kathi Hauschild zusammen studiert hat. Immer wenn wir in Hamburg waren, haben wir beim Harvestehuder THC Hockey geschaut. Das sind so meine größten Berührungspunkte. Ansonsten verfolge ich natürlich die EM oder WM, vor allem die letzte WM der Herren. Natürlich nicht alle Spiele live, aber wenn ich Zeit habe, schaue ich gerne mal rein.

Videocredits: DHB

Dann hast du ja schon einige Spiele gesehen. Was fasziniert dich am Hockey und was unterscheidet den Hockeysport auch zu anderen Sportarten? 
Ich glaube erst mal, dass die Jungs alle sehr bodenständig sind. Ich meine, im Handball wie im Hockey gibt es Profis, die davon leben. Aber wir unterscheiden uns von der ganz großen Sportart Fußball, weil jeder weiß, dass es nur ein Hobby ist. Man hat viel Spaß, verdient vielleicht auch ein bisschen Geld damit, aber im Grunde sind es die Menschen, die mich faszinieren. Sie sind einfach alle sehr bodenständig und sehr angenehme Zeitgenossen. Beim Hockey kann man wie beim Handball zu den Spielen gehen und muss keine Angst haben, dass auf irgendeiner Nordtribüne die Hardcore-Fans Bengalos zünden. Und nicht zuletzt ist Hockey ein Sport, der für Fairplay steht und wo es keine Show und keine Schwalben wie im großen Fußball gibt. Daher glaube ich, dass Hockey und Handball schon einiges gemeinsam haben.

Videocredits: DHB

Hast du schon mal selber einen Hockeyschläger in der Hand gehabt?
Ja, damals in der Schule beim Hallenhockey. Aber das war ziemlich schwierig mit meiner Größe. Ich weiß nur noch, dass ich Rückenschmerzen hatte. Denn die ganze Zeit so gebückt zu laufen, ist für einen 2-Meter-Mann nicht so einfach. Ich habe großen Respekt davor. Ich finde es auch Wahnsinn, was die mit dem Ball machen. Ich glaube nicht, dass ich eine Hockeykarriere hätte machen können.

Videocredits: DHB

Du hast schon angeschnitten, dass der Hockeysport im Vergleich zu Fußball oder anderen Sportarten in Deutschland nicht so groß ist. Warum hast du denn früher nicht mit Hockey angefangen?
Ich glaube, dass der Kontakt zu einer Sportart meistens über die Eltern kommt. Mein Papa war Handballer, da war schon früh klar, dass ich als kleiner Junge viel mit Bällen um mich geworfen habe. Dann hatten wir damals in Schutterwald, wo ich aufgewachsen bin, einen Handball-Bundesligisten. Von daher war die Verbindung zum Handball relativ schnell hergestellt. Ich glaube, das Problem beim Hockey ist, dass es in vielen Großstädten zwar auch Hockeyvereine gibt, aber eben viel mehr Fußball- und Handballvereine. Und auch in der Schule machen es sich die Sportlehrer manchmal zu einfach und spielen Handball, Basketball oder Fußball. Da kommen dann Sportarten wie Hockey ein bisschen zu kurz, weil nicht jeder einen Schläger hat und man sich mehr damit beschäftigen müsste. Ich glaube, es ist oft der erste Kontakt: Was machen die Freunde? Was gibt es in der Stadt? Und was wird in der Schule gemacht?

Videocredits: DHB

Gibt es im Profibereich Parallelen zwischen Handball und Hockey?
Ja, zum Beispiel das Auswechseln ist ganz einfach, wenn ich die Regeln richtig im Kopf habe. Wir können viel wechseln und den ganzen Kader einsetzen. Von daher ist es beim Hockey wie beim Handball: Jeder Spieler wird gebraucht. Beim Fußball hat man elf Spieler plus ein paar Auswechselspieler und der Rest versauert ein bisschen auf der Tribüne. Außerdem glaube ich, dass es absolute Wettkampfsportarten sind. Gerade die Nationalmannschaften bei EM, WM oder Olympia. Es ist einfach immer so, dass man die deutschen Tugenden in so ein Turnier reinbringen muss. Immer wenn wir erfolgreich waren, haben wir gesagt, wir haben gekämpft bis zum Umfallen, wir haben eine gute Abwehr gestellt und wir hatten nie einen einzigen Superstar. Die Turniere wurden durch Teamgeist gewonnen. Ich glaube, das verbindet Handball und Hockey. Das Nächste ist natürlich, dass man ein Spiel immer schnell drehen kann. Es ist fast immer spannend bis zum Schluss und es gibt selten ganz klare Ergebnisse. Ich glaube, da gibt es schon einige Parallelen.

Videocredits: DHB

Gibt es was im Handball, was sich der Hockeysport abgucken kann?
Ich würde es eher umdrehen. Also ich finde zum Beispiel die Challenge-Regelung super. Das fängt im Handball ja gerade erst an. Also dass man darüber nachdenkt, eine Challenge einzuführen, wo der Trainer den Schiedsrichter auffordern kann, sich eine Zeitlupe anzuschauen. Da ist Hockey schon sehr weit. Oder ein dritter Coach auf der Tribüne, der per Tablet noch einmal eingreifen kann. Diese Verbindung zur Bank, das kommt jetzt erst im Handball. Das sind schon Dinge, die wir vom Hockey noch lernen können. Umgekehrt glaube ich, dass der Handball in der Vermarktung vieles richtig gemacht hat. Die deutsche Liga ist top in Europa, wenn nicht sogar die stärkste Liga der Welt. Ich glaube, da hat man in der Vergangenheit vieles richtig gemacht. Zuletzt auch mit dem neuen TV-Vertrag. Letztendlich muss Hockey natürlich auch in der Vermarktung mehr Gas geben. Da gibt es sicher noch Möglichkeiten. Aber ich weiß selber, wie schwierig es ist, da voranzukommen. Hockey ist eine der erfolgreichsten Sportarten in Deutschland, was Medaillen angeht. Da ist es in meinen Augen schon fast traurig, dass Hockey in der Öffentlichkeit nicht so angenommen wird. Das ist manchmal schwer zu verstehen.

Videocredits: DHB

Dann lass uns nochmal auf deine Vergangenheit eingehen. Du weißt ganz genau wie es ist, vor heimischem Publikum große Titel zu gewinnen, wenn wir an die Handball-WM 2007 zurückdenken. Der Titel ist natürlich auch das große Ziel für die Jungs und Mädels bei der Hockey-EM. Nimm uns doch mal mit, was das für ein Gefühl ist, wenn man vor heimischem Publikum so einen Triumph feiert.
Ich glaube, das kann man nur beschreiben, wenn man selbst dabei war. Ich meine, 2007 war die Konstellation auch verrückt. Wir haben in der Vorrunde gegen Polen verloren, waren schon fast raus aus dem Turnier und dann spielen wir im Finale wieder gegen Polen. Ich kann mich noch genau an die Situation erinnern: Wir standen am Eingang der Köln-Arena, die mit 18.500 Fans gefüllt war, und wir hatten einfach das Gefühl, dass wir dieses Spiel nicht verlieren können. Wir standen da und haben uns gesagt: “Hey, wir gehen da jetzt raus und werden Weltmeister!” Das hat auch keiner in Frage gestellt, keiner hat daran gezweifelt. Diese Stimmung, die da war, das war brutal. Und ich kann nur raten: Nutzt das, so gut es geht, und nehmt die Zuschauer mit. Weil das sind natürlich solche Veranstaltungen, wo jeder nochmal eine Fahne in der Hand hat und alle geschminkt mit Deutschlandfahnen in der Halle sitzen. Und ja, das gibt nochmal einen extra Kick und das muss man auf jeden Fall mitnehmen. Diese Atmosphäre muss man aufsaugen. Man beeinflusst damit nicht nur den Gegner und die Schiedsrichter, sondern kann auch bei sich selbst nochmal ein bisschen Motivation rausziehen.

Videocredits: DHB

Bleibt so ein bisschen die letzte Frage: Bist du im August selbst auch in Mönchengladbach und was würdest du Nicht-Hockeyspielern mit an die Hand geben, warum sie unbedingt zur  Hockey-EM kommen müssen?

Also wenn ich es schaffe, bin ich auf jeden Fall bei mindestens einem Spiel dabei, das will ich mir nicht entgehen lassen. Was ich euch mitgeben möchte: Hockey ist die erfolgreichste Sportart in Deutschland, mit den meisten Medaillen und tollen Jungs, von denen ich jetzt einige Weltmeister kennenlernen durfte. Ich glaube, im August wird es eine riesige Party geben. Unterstützt die Jungs und Mädels dort, gebt richtig Gas und dann feiern wir hoffentlich eine Medaille!

Videocredits: DHB

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