Hockeyfieber mit dem Special Hockey Team Mönchengladbach
14. June 2023
Für ein paar Spieler des Special Hockey Teams Mönchengladbach stehen als besonderes Großevent nicht nur die Special Heim-EM in Mönchengladbach an, sondern auch die Special Olympic World Games– die olympischen Weltspiele für Menschen mit geistiger Behinderung. Als Host Town der SOWG begrüßt Mönchengladbach vom 12. bis zum 15. Juni 2023 eine Delegation aus Japan mit insgesamt 75 Gästen in der Stadt. Es erwartet Euch ein buntes Rahmenprogramm am 13. Juni 2023 mit Fackellauf und inklusivem Fest auf dem Sonnenhausplatz für Jedermann.
Ursprung in Mönchengladbach
Wusstet Ihr, dass der Special Hockey Sport seinen Ursprung in Mönchengladbach hat? 1975 wurde erstmalig Hockey für Menschen mit Behinderung in Mönchengladbach angeboten. Sechs Jahre später fand dann das erste Special Hockey Turnier der Stadt statt. Nicht umsonst ist das traditionelle Walter-Mayer-Gedächtnisturnier das älteste Hockeyturnier in Deutschland für Menschen mit geistiger Behinderung. Beim Hockeysport für Menschen mit geistiger Behinderung werden deutschlandweit nur Turniere ausgetragen. Einen gesonderten Ligabetrieb gibt es hier nicht.
Wir haben Claus Heinze, Trainer des Special Hockey Teams Mönchengladbachs und Nationaltrainer des Special Hockey Teams Deutschlands getroffen und mit Ihm über den inklusiven Hockeysport gesprochen.
Hallo Herr Heinze, sie sind Trainer der Special Hockeymannschaft. Was versteht man unter einer Inklusion und mit welchen Inklusionen kann man den Hockeysport ausüben?
Man unterscheidet zwischen geistigen und körperlichen Behinderungen – deshalb gibt es ja auch die Special Olympics und die Paralympics. Hockey kann man sowohl mit geistigen als auch mit körperlichen Behinderungen spielen – das spiegelt sich auch in unserem Special Hockey Team in Mönchengladbach wider.
Welche Bewegungsausübungen sind im Hockey für die Spieler besonders schwer?
Besonders schwer ist die Hand-Augen-Koordination im Hockeysport. Hockey ist generell ein sehr komplexer Sport, den wir mit den Spielern üben. Dafür brechen wir beim Training verschiedene Übungen auf das kleinste Maß runter und splitten diese in einzelne Schritte auf. Diese einzelnen Schritte üben wir dann gemeinsam mit den Spielern und setzen diese am Ende wieder zu einer Übung zusammen. So fällt es den Spielern deutlich leichter Übungen zu verstehen und zu lernen. Jedes Training ist aber auch für mich als Trainer ein Lernen – man muss sich jedem Spieler individuell anpassen können.
Welche Besonderheiten gibt es im Special Hockey hinsichtlich Ausrüstung der Spieler, Spielregeln oder Ähnliches?
Die Ausrüstung ist die gleiche. Es gibt halt reduziertere Regeln, sodass es für die Spieler einfacher wird. Generell gibt es drei Leistungsklassen – hier wird dann geschaut, ob die Mannschaften auf einem Level spielen oder nicht, damit es gerecht bleibt.
Wie sind Sie zu der Berufung gekommen Trainer eines Special Hockey Teams zu werden?
Ich habe 30 Jahre lang das Hallenfußballturnier der Stadtverwaltung veranstaltet. Mit dem Erlös des Turniers wurden Vereine in Mönchengladbach unterstützt und im Zuge dessen habe ich die Special Hockey Mannschaft kennengelernt. Ich war direkt fasziniert mit welcher Begeisterung und Freude die Spieler auftreten. Ich bin dann mit dem Team in Kontakt geblieben, bis ich 2012 dort angefangen habe. Dann habe ich meine Behinderten-Trainerlizenz absolviert und seitdem bin ich Trainer. Es macht mir unwahrscheinlichen Spaß die Entwicklung der Spieler zu sehen. Ich als Trainer versuche meine Spieler auch zu Fördern – sowohl in sportlicher Hinsicht als auch in sozialer Hinsicht. So waren wir als Team schon mal als Volunteers beim Mega Marsch oder beim Fußballländerspiel im Borussia Park tätig, veranstalten Weihnachts- und Karnevalsfeiern oder machen gemeinsam Sport- bzw. Fitnessabzeichen.
Welche Erfolge konnten Sie mit ihrem Team in Mönchengladbach schon einfahren?
Für den Special Hockeysport gibt es keine extra Liga. Seit der Saison 2018/2019 dürfen wir als einzige inklusive Mannschaft deutschlandweit am regulären Ligabetrieb teilnehmen. In ganz Deutschland gibt es ca. 20 Special Hockey Mannschaft und für mein Team ist das natürlich ein tolles Erlebnis einfach dabei sein zu dürfen. Die gegnerischen Mannschaften passen sich natürlich uns an. Unser Ziel ist es im normalen Ligabetrieb immer weniger als 20 Gegentore zu kassieren.
Wann trainieren Sie mit Ihrem Team in Mönchengladbach?
Wir trainieren montags von 17 bis 19 Uhr – im Sommer auf dem Platz des Rheydter Spielvereins und ab Herbst in der Sporthalle Backeshof. Mittwochs findet dann immer noch ein Fitesstraining im Grenzlandstadion statt.
Welche Möglichkeiten gibt es für Interessierte, die gerne einmal ein Probetraining mitmachen möchten?
Jeder, der 18 Jahre oder älter ist, ist bei uns herzlich willkommen! Wenn jemand an einem Probetraining interessiert ist, der kann einfach seine Sportsachen einpacken und vorbeikommen. Wir sind insgesamt 25 Spieler und Spielerinnen zwischen 20 und 66 Jahren und freuen uns über jeden der gerne Teil unseres Teams werden möchte oder Lust hat mitzuwirken.
Aus Ihrer Sicht als Nationaltrainer – was sind Ihre Erwartungen an die Special Hockey EM in Mönchengladbach?
Ich hoffe, dass der inklusive Hockeysport präsenter wird und dadurch mehr Aufmerksamkeit bekommt. Besonders wenn das Endspiel im Hockeypark stattfindet, hoffe ich, dass die Siegerehrung festlicher wird als ich es leider bisher kennengelernt habe – da gab es kein Podium und keine Hymne. Und natürlich wünsche ich mir viele Zuschauer, die unser Special Hockey Team auf dem GHTC Gelände anfeuern werden!
Wenn wir nach Berlin schauen – was sind ihre Erwartungen für die Special Olympics World Games?
Allein die Teilnahme ist großartig! Das ist das Größte, was man als Sportler und Trainer erleben kann – und dann auch noch im eigenen Land. Ich persönlich hätte das niemals erwartet – allein, dass der Hockeysport dieses Jahr als Demonstrationsportart aufgenommen wurde, ist fantastisch! Wenn wir dann sportlich noch etwas erreichen können, wäre das natürlich perfekt.